Hurra, was für ein kluger Gedanke von Wolters Partner! Na, bitte – geht doch …
GRAN – DI – OOOOS! Da hatte jemand einen klugen Gedanken in Coesfeld bei Wolters Partner. Und hat ihn aufgeschrieben.
Chapeau! Wundervoll! Ganz fantastisch! Kann man kann gar nicht genug loben so etwas. Passiert ja nicht alle Tage…
Und was genau war nun der kluge Gedanke?
„Identität durch Geschichte!
Identitätsstiftende Merkmale sind oftmals die historischen erhaltenen Elemente der Stadt.“
Quelle: WoltersPartner Architekten & Stadtplaner GmbH, Coesfeld
Alter Schwede – genau mein Reden! Jawohl: Geschichte kann Identität stiften! So wie der Eiffelturm in Paris, die Hafencity in Hamburg oder der Rattenfänger in Hameln.
Seit Jahr und Tag predige ich das: Das Rampenloch in Mindens Oberer Altstadt, wo der Staat Preußen Innovationsführer war und durch Ernst Michael von Schwichow Geschichte geschrieben hat, verfügt über diese ganz eigene „Identität durch Geschichte“, völlig richtig.
Ich bin so froh, Menschen bei Wolters Partner zu wissen, die genauso denken: Ja, „die historischen erhaltenen Elemente“ – und das ist bekanntlich nicht nur die Bausubstanz, sondern das gesamte Narrativ – bilden „identitätsstiftende Merkmale“. Was für ein durch und durch kluger Gedanke!
Und damit hört’s ja noch nicht auf bei WoltersPartner …
„Es gibt jedoch auch weitere historisch bedeutsame Orte, die heute noch nicht ihr volles Potenzial als identitätsstiftender Ort ausgeschöpft haben.“
Quelle: WoltersPartner Architekten & Stadtplaner GmbH, Coesfeld
Und schon wieder richtig! Sogar richtig richtig!
Nicht nur der Dom ist historisch bedeutsam in Minden, nicht nur das alte Rathaus, die Kirchen oder die Alte Regierung. Sondern es gibt mit dem Rampenloch eben „weitere historische bedeutsame Orte“.
Und ebenso richtig: Sein „volles Potenzial als identitätsstiftender Ort“ ist beim Rampenloch nicht mal im Ansatz „ausgeschöpft“. Da steckt noch so viel mehr an Möglichkeiten und Chancen drin – genau meine Worte!
Man mag von Wolters Partner ja halten, was immer man will. Und zugegeben: Man hat sich nicht eben mit Ruhm bekleckert, nachdem man in Minden aufgeschlagen ist.
Aber diese Sätze da oben, diese Gedanken sind so stimmig, so klug, so wahr – man kann das gar nicht oft genug wiederholen.
Leider hat die Sache einen winzigen Schönheitsfehler …
Denn geschrieben hat Wolters Partner diese klugen Sätze nicht etwa im Zusammenhang mit dem Rampenloch. Nicht mal im Zusammenhang mit Minden.
Im „Städtebaulichen Rahmenplan für das Altstadtquartier ‚Königswall – Kampstraße – Pöttcherstraße'“, das Wolters Partner 2018/2019 im Auftrag der Stadt Minden erstellt hat und auf dessen Basis das Rampenloch aktuell kaputtsaniert wird, findet sich keiner der klugen Sätze von oben wieder. Zu blöd aber auch …
Geschrieben wurden die Sätze im Auftrag der Stadt Rheda-Wiedenbrück. Für die hatte Wolters Partner 2018, also nahezu zeitgleich, ein „Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für die Innenstadt Rheda“ erarbeitet (hier zum Download).
Dort sind sie zu lesen: all die klugen, wahren, richtigen Aussagen von oben. Schön für Rheda …
Quelle: „Stadt Rheda-Wiedenbrück Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für die Innenstadt Rheda“, erstellt von WoltersPartner Architekten & Stadtplaner GmbH, Coesfeld, 30. Oktober 2018 (hier zum Download). Ausschnitt aus Seite 85 des Dokuments; gelbe Hervorhebungen durch den Autor.
WTF ist passiert, Leute? Wieso kriegt Rheda die klugen Sätze – und Minden nicht? Was war los?
Feierabend? Tinte aus? Oder einfach durch die Lappen gegangen? Niemandem aufgefallen? War das Budget alle? Hatte Rheda besser bezahlt? Gab’s entsprechende Order von irgendwo? Oder hatten die Kollegen schon die erste Runde Geburtstagsdrinks da stehen?
Ich sehe so viele Sätze und Gedanken im Mindener Konzept, die wirken wie recycelt aus dem Plan für Rheda. Und ausgerechnet für die paar klügsten Sätze, die Ausweis hätten sein können dafür, dass Ihr solide Arbeit macht in Minden, und die so wichtig gewesen wären für das historische Rampenloch – ausgerechnet für die hat’s nicht gereicht?
Schade.
Denn seitdem geht das Rampenloch gemäß Euren Empfehlungen im „Städtebaulichen Rahmenplan“ unverhohlen den politischen Bach runter.
Edgar Wilkening. Lebt nach drei Jahrzehnten im kleinen Städtchen Hamburg heute in Minden an der Weser. Bundesweit tätig für Unternehmen und Organisationen im Bereich Strategie & Kreation.
Schreiben Sie Edgar Wilkening eine E-Mail: ew@strategieundplanung.de
"Wir knipsen das Rotlicht wieder an!"
Red Light Lab – das Innovationsquartier in Mindens Oberer Altstadt. Spektakuläres Konzept der Quartierplaner für das Rampenloch.
Die Highlights: So rot wie das Red Light Lab selbst
Heimatpflege mit Herz: Motiv-Serie mit Highlights des „Red Light Lab“ – von der begehbaren Rampe bis zum öffentlichen Versammlungsraum.
Schallende Ohrfeige für das Konzept der Quartierplaner
Mindens Stadtverwaltung findet nicht einen einzigen positiven Aspekt am „Red Light Lab“. Tja, wenn Blasmusik bestellt ist, kann man mit Beatles keinen Blumentopf gewinnen …
Servus! Manchmal wünsche ich mir mehr solcher Artikel. Vielen Dank. Grüße aus Bayern
Vielen Dank für das Feedback!
Ja, auch wir würden uns viel, viel mehr solcher Artikel wünschen, die genauer auf Themen schauen. Eigentlich wäre für so etwas „die Presse“ zuständig. Aber gerade im lokalen Bereich kriegen Journalisten kaum was Kluges auf die Kette.
Grüße zurück aus Ostwestfalen!