
Die einen können’s – die anderen nicht! Vorstellungsvermögen als Kompetenzfaktor
Frage: Fällt’s Ihnen schwer, sich den historischen Straßenzug da oben voller Leben vorzustellen, mit quirligem Treiben und jungen Menschen? Für Mindens Verwaltungsspitze jedenfalls „schwer vorstellbar“ …
Menschen sind unterschiedlich. Was dem einen leicht fällt, fällt dem anderen eher schwer. Gar nicht schlimm im Grunde. Wer kein Mathe-Genie ist, hat eben andere Stärken als elementare Differentialgeometrie.
Haarig wird’s immer dann, wenn ausgerechnet die Leute auf Positionen landen, die dort etwas können sollten, was sie nun gerade nicht können. Man ahnt schon: Das wird mächtig schiefgehen …
Den Quartierplanern zum Beispiel fällt’s ganz leicht, sich die Zukunft des Rampenlochs vorzustellen, dieses herrlich historischen Straßenzugs oben im Bild: lebendig, quirlig, jung – mit Menschen auf der Straße – mit öffentlichem Leben.
Ein Ort mit Aufenthaltsqualität. Ein Ort, der seine Historie erzählt. Ein Ort, über den gesprochen wird und der als Attraktionspunkt wirkt – im Idealfall weit über die Stadtgrenzen hinaus …
Leicht vorstellbar! Für Sie ebenfalls?
Dann ist eines schon mal sicher: In der Spitze der Mindener Stadtverwaltung arbeiten Sie jedenfalls nicht! Dort ist das mit dem Vorstellen von buntem Leben auf dem historischen Pflaster nämlich so eine Sache.
„Schwer vorstellbar“, lässt sich ein ranghoher Repräsentant der Verwaltung zitieren, als er vom Mindener Tageblatt dazu befragt wird, das Rampenloch zu einem attraktiven, lebendigen Quartier für alle zu entwickeln – im Maßstab kleiner, aber strukturell ähnlich zur Hafencity in Hamburg.

Edgar Wilkening lebt in Hamburg und Minden an der Weser. Leiter des Instituts für Strategie & Planung.
Nutzt in Projekten zum Beispiel die Walt-Disney-Methode. Denn sie verbindet die Kompetenzen jener, die sich etwas schwer vorstellen können, mit den Kompetenzen derer, denen gerade das sehr leicht fällt.
Schreiben Sie Edgar Wilkening eine E-Mail: ew@strategieundplanung.de
Auch Fortbewegung ohne Pferde war für viele Menschen lange Zeit „schwer vorstellbar“
„Schwer vorstellbar“ – diese Einschätzung sagt ja zunächst einmal wenig über das Vorhaben als solches.
Auch Fortbewegung ohne Pferde war für viele Menschen lange Zeit schwer vorstellbar. Bargeldloses Bezahlen ebenso. Oder eine Frau an der Regierungsspitze. Manche konnten sich all das immer schon vorstellen, ganz leicht – aber Schwer-Vorsteller müssen es erst erleben, ehe es für sie vorstellbar wird.
Gar nicht schlimm. Denn bestimmt haben auch Schwer-Vorsteller irgendwelche Stärken. Schlimm ist aber: wenn solche Personen ausgerechnet dort Planungshoheit haben, wo ein klein wenig Vorstellungsvermögen Grundvoraussetzung ist.
Da können sich die Bürger der Stadt leicht vorstellen, was immer sie wollen – zum Beispiel hier, in diesem Facebook-Thread des Mindener Tageblatts, in dem einfach so aus der Hüfte Vorschläge fürs Rampenloch rausgehauen werden. Ein wahres Füllhorn an Ideen! Von Menschen, für die es leicht vorstellbar ist: das historische Pflaster erfüllt von Leben. Aber man ahnt schon: Das wird mächtig schiefgehen …
Wenn Schwer-Vorsteller den Bürgern nur noch im Wege stehen, wird es Zeit für Veränderung
- Wenn Verwaltung nicht mehr als Dienstleister dient, sondern Schwer-Vorsteller den Bürgern im Weg stehen;
- wenn solch eine Verwaltung legitimiert wird von einem Stadtrat, der jeden sinnvollen Gestaltungswillen an den Nagel gehängt hat;
- wenn all das Leicht-Vorstellbare für die Zukunft einer Stadt „schwer vorstellbar“ geworden ist für die Verwaltung,
… dann ist es an der Zeit, dass die Bürger das Ruder selbst in die Hand nehmen. Und Verwaltung und Politik klipp und klar zeigen, wo’s in Zukunft langgeht.
Schwer vorstellbar für Sie? Aber nie und nimmer! Wem’s leicht fällt, sich den historischen Straßenzug da oben voller Leben vorzustellen, der kann sich noch ganz andere Dinge vorstellen.
Am 13. September 2020 ist Kommunalwahl in NRW.
Guter Tag, den Schwer-Vorstellern in Mindens Stadtverwaltung ein paar neue Chefs zu spendieren. Chefs, die kompetent sind und Lust haben auf Gestaltung. Man ahnt schon: Das wird mächtig Veränderung geben …

Politische Willensbekundung als gestalterisches Instrument
Starkes Profil als Kommune – oder profilloses Mauerblümchen? Der Unterschied ergibt sich vor allem aus echtem politischen Gestaltungswillen statt schlichtem Geschehenlassen. Ein Praxisbeispiel.

Dumm und reich gewinnt gegen klug und nützlich?
Das Konzeptvergabe-Verfahren ist ein erstklassiges stadtplanerisches Werkzeug. Vorausgesetzt, man wendet es richtig an. Diese Grafik verrät den fatalen Fehler der Stadt Minden bei der Konzeptvergabe.

Gegenvorschlag, Stadt Minden! So geht Konzeptvergabe richtig
Einen Fehler zu machen, ist nicht schlimm. Aber einen Fehler zu machen und ihn nicht zu korrigieren, selbst wenn man darauf hingewiesen wird: Das würde ja an Dummheit oder Arroganz grenzen …