Was nun? Was tun? Wie weiter in Sachen Rampenloch?

von | 26. Feb. 2019

Ich habe viel Resonanz bekommen zu meinem Brandbrief vom 20. Februar 2019. Viel zustimmendes Feedback, nach dem Motto „Herrje, du hast recht, warum sagst du das jetzt erst?“ Oh, ‘tschuldigung! Ich hatte schon vor Monaten in Leserbriefen an das Mindener Tageblatt und im Web gefordert: „Es müssen bessere Konzepte auf den Tisch.“

Es gab aber auch verärgerte Stimmen. Solche, die mir vorwarfen, keine besseren Vorschläge auf den Tisch zu legen. Oh, ‘tschuldigung! Saßen da nicht professionelle Planer dran, so Experten, die mit allem Drum und Dran beauftragt waren: mit Monaten an Zeit – mit Budget – mit städtischen Insights?

Ich habe nichts gegen Wohnraum. Ich begleite aktuell selbst Wohnraum. Aber am Rampenloch ist es die falsche Lösung.

Um es nochmal klar zu sagen: Ich habe gar nichts gegen Wohnraum. Als Architektin begleite ich ganz aktuell gleich mehrere, sehr erfolgreiche Wohnbauprojekte – im Neubau-Bereich ebenso wie im denkmalgeschützten Bestand. Also nichts gegen Wohnraum, bitte. Alles zu seiner Zeit, alles an seinem Ort.

Aber ausgerechnet das Rampenloch-Areal halte ich für den falschen Ort für Wohnungsbau. Warum, das habe ich hier beschrieben und hier und auch hier.

Also, was tun? Was muss passieren, damit die historische Chance am Rampenloch nicht verbaut wird?

Ich bin kein Politik-Profi, ich bin nur Architektin mit einem Herz für meine Stadt. Aber ich übernehme das hier jetzt und erkläre, wie die Politik den Prozess richtig gestalten müsste, um Schaden von der Stadt abzuwenden – über ein Jahr nachdem Experten aus Coesfeld offiziell begonnen haben den Prozess „zu steuern“.

1.
Das Wichtigste: Akute Gefahrenabwehr in der Stadtverordnetenversammlung am 28.02.2019

Dort soll das „Rahmenkonzept Obere Altstadt“ von den Fraktionen durchgewunken werden. Damit wäre eine finale Entscheidung zugunsten des Konzepts „Wohnen“ am Rampenloch gefallen, der Weg für alternative Nutzungen verbaut.

Um diese akute Gefahr vom Rampenloch abzuwenden ist es dringend erforderlich, dass das Konzept „Wohnen“ am Rampenloch nicht beschlossen wird. Entweder, indem man das Areal Rampenloch aus der Beschlusssache ausdrücklich herausnimmt – oder, falls das nach Geschäftsordnung nicht möglich ist, dann indem das gesamte „Rahmenkonzept Obere Altstadt“ in der jetzigen Form vollständig zurückgewiesen wird.

2.
Eine politische Willenserklärung, das Rampenloch-Areal im Sinne seines Potenzials zu entwickeln

Zweiter entscheidender Schritt wäre: dass Politik und Verwaltung den Willen bekunden, das Rampenloch Areal im Sinne seines ihm innewohnenden Potenzials zu entwickeln, insbesondere eben auch unter qualitativen Kriterien (historischen Faden aufnehmen etc.).

Darauf aufbauend könnten dann weitere strategische, konzeptionelle und planerische Schritte angegangen werden. Zum Beispiel auch ein dezidierter Kriterienkatalog für das, was am Rampenloch „die beste Lösung“ für die Stadt ist – nicht nur quantitativ, sondern eben gerade auch nach qualitativen Kriterien.

3.
Den Rahmen definieren für einen „offenen Wettbewerb“ um die besten Ideen und Konzepte

Eine andere Nutzung als Wohnraum nicht vorstellbar? Habe ich jetzt öfter mal gehört. Na, dann fragen wir doch jene, die sich das vorstellen können! Laden wir (kompetente) Planer, Entwickler, Kreative ein, ihre visionäre Vorstellungskraft spielen zu lassen und passgenaue Konzepte für das Areal zu entwickeln.

Schauen wir einfach mal, ob es Menschen gibt – in Minden oder sonstwo auf der Welt – die weiter, höher, größer denken können als Wohnraum. Lassen wir uns von ihnen inspirieren. Damit die Stadtverordnetenversammlung dann eine qualifizierte Entscheidung treffen kann, wohin sich das Areal entwickeln soll. Jede Wette, man wird dann nicht für Wohnraum plädieren?

Ich ahne schon, dass mancher jetzt unzufrieden ist. Weil er sich „was Konkreteres“ von mir erwartet hätte. Weil er sich gewünscht hätte, dass ich hier einen raushaue nach dem Motto: „Lasst uns doch ein Homöopathiezentrum einrichten am Rampenloch.“ Oder: „Wie wäre es mit einer E-Sports-Arena.“ Oder auch: „Interkulturelle Begegnungsstätten wären doch toll.“

Ist E-Sports besser als Homöopathie? Oder interkulturelle Begegnungsstätte? Quatsch!

Fehlanzeige. Sowas kommt hier nicht. Denn genau darum geht es hier und jetzt (noch) gar nicht. Es geht nicht um die Frage, ob die eine Nutzung netter wäre als die andere und wer wie was dazu meint und wo eine Parkbank hinkommt.

Es geht darum einen sinnvollen strategischen Prozess zu definieren. Einen Prozess, der Ausdruck expliziten Gestaltungswillens der Politik ist. Und an dessen Ende die beste Lösung für unsere Stadt und ihre Zukunft steht – wie auch immer die Lösung dann aussieht. Statt sich heute mit dem erstbesten Gedöns aus der Coesfelder Restekiste zu begnügen.

Und nochmal ‘tschuldigung! An alle, die sich „was Konkreteres“ gewünscht hätten: Der oben definierte Prozess ist extreeemstens konkret. Auch wenn es mancher nicht sehen mag.

Astrid Engel