Wenn in Minden Blasmusik bestellt wird, muss man kein Red Light Lab anbieten
Wenn beim Zeltfest Blasmusik bestellt wird, darf man sich nicht wundern, wenn man mit Beatles oder Beethoven keinen Blumentopf gewinnt.
Deshalb löst auch die Bewertung, die das „Red Light Lab“-Konzept der Quartierplaner von Mindens Stadtverwaltung erhalten hat, keine Verwunderung aus. Wir wussten ja, dass Blasmusik bestellt war.
Und wir haben seit Jahr und Tag keinen Zweifel daran gelassen, dass wir Blasmusik für den grundlegend falschen Ansatz halten, um das historische Areal am Rampenloch für die Zukunft zu entwickeln.
Wir haben sogar einen besseren, einen klügeren Kriterienkatalog erarbeitet. Hat alles nichts genützt. Es blieb bei Blasmusik, die wurde bestellt.
Edgar Wilkening. Vielfach prämierter Kreations- und Strategie-Experte. Aktuelle Auszeichnung: Internationaler Digital-Content-Award, den er als erster Deutscher überhaupt gewinnt. Mehr dazu hier.
Und wenn der Ostwestfale Blasmusik bestellt, dann soll er sie auch bekommen. Aber nicht von uns.
Deshalb haben sich die Quartierplaner, als am 6. Januar 2020 die erste Stufe zum Interessenbekundungsverfahren gezündet wurde, artig hingesetzt und ein Konzept für das Rampenloch entwickelt. Eines, das alle dummen, falschen, unpassenden Kriterien aus dem Forderungskatalog der Stadtverwaltung höflich ignoriert.
Was meinen persönlichen Anteil daran betrifft: kann ja nicht sein, dass ich alle ehernen Prinzipien, die ich in großen Strategie- und Kreationsbüros Deutschlands für internationale Unternehmen und millionenschwere Etats eingesetzt habe, plötzlich über Bord werfe, nur weil sich eine klamme Kommune in den Kopf gesetzt hat, ihr historisches Pfund, über das sie verfügt, auch noch runterzuwirtschaften.
Oder um im Bilde zu bleiben: Ich kann nicht so tun, als gäbe es keinen Jazz, keinen Rock, kein Electro, Dance, Black Music, keine Oper, keinen Rap – nur weil irgendjemand Blasmusik für den Nabel der Welt hält.
Deshalb war allen am Konzept Beteiligten klar, als es am Ende der Frist, am Freitag, den 6. März 2020 eingereicht wurde: Wir haben unser Bestes gegeben. Unser Allerbestes – hier anzusehen für jedermann. Spektakulär. Groß. Für Mindener Verhältnisse geradezu epochal. Mehr Beethoven und Beatles jedenfalls als Blasmusik.
Trotzdem war jedem Beteiligten klar: Goutieren wird man unser Konzept dort, wo es eingereicht wurde, nicht.
So kam es dann auch: Mitte Mai wurden die Bewertungen der Stadtverwaltung für die drei eingereichten Konzepte veröffentlicht – hier im Ratsinformationssystem für jedermann einzusehen.
Eine schallende Ohrfeige für das „Red Light Lab“-Konzept der Quartierplaner.
In der umfangreichen schriftlichen Bewertung durch die Stadtverwaltung findet sich nicht eine, nicht eine einzige positive Aussage zum „Red Light Lab“-Konzept. Durch die Bank ausschließlich Negativeinschätzungen und ein paar neutrale Anmerkungen.
Beim Lesen muss man den Eindruck gewinnen: Ein paar blutige Amateure sind versehentlich in einen hochklassigen Wettbewerb geraten – und dann eben furios gescheitert. Mit geradezu beschämenden 3,5 von 10 möglichen Punkten in der Gesamtwertung. (Zum Vergleich: Die zwei anderen Konzepte kommen auf 6,8 beziehungsweise 8,0 Punkte.)
Wundert dieses katastrophale Ergebnis irgendjemanden? Uns jedenfalls nicht.
Wer den Blasmusik-Maßstab an Beethoven oder Beatles anlegt, muss zu dem Ergebnis kommen: Die beiden taugen nichts.
Juckt das Beethoven? Juckt das die Beatles? Nicht die Bohne. Nein, verwundert sind wir nicht über die schallende Ohrfeige.
Verwundert sind wir darüber, dass die Stadtverwaltung unser Konzept trotz des spektakulären Verrisses für die nächste Runde empfiehlt.
So viel Generosität ist wirklich beschämend: „Beethoven, Sie haben echt keine Ahnung von Hummta-Täteräää, aber wir drücken nochmal ’n Auge zu: versetzt in die zweite Klasse.“ Ich lach mich schlapp …
Und streame mir zum Feierabend irgendein spektakuläres Album aus der großen, weiten Welt da draußen hier nach Minden an der Weser. Irgendetwas Bemerkenswertes. Was mit „B“ am Anfang. Nur keine Blasmusik. Die ist mir zu dämlich. Hätten Sie ’nen Vorschlag?
Konzeptvergabe ist ein erstklassiges stadtplanerisches Werkzeug
Vorausgesetzt, man setzt es richtig ein. Sonst bewirkt man glatt das Gegenteil: zum Beispiel durch ungeeignete Vergabekriterien, wie es der Stadt Minden beim historischen Rampenloch passiert ist.
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