Wird die allerwichtigste Frage ein einziges Mal gestellt werden? Sitzung BUV am 20. Mai 2020

von | Mai 7, 2020

Am 20. Mai 2020 geht’s weiter in Sachen Rampenloch, teilte die Stadtverwaltung Minden heute per E-Mail mit. Dann wird der BUV, der Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr der Stadt Minden, tagen und sich mit den eingereichten Konzepten für die Entwicklung des Rampenloch-Areals befassen.

Die Veröffentlichung der Sitzungsunterlagen erfolgt erfahrungsgemäß eine Woche vor Sitzungstermin im Ratsinformationssystem der Stadt. Bis dahin ist noch ein paar Tage hin.

Trotzdem kann man heute schon spekulieren: Wird im Ausschuss am 20. Mai die allerwichtigste Frage zum Rampenloch gestellt werden?

Es wäre eine kleine Sensation!

Denn es wäre immerhin das allererste Mal in all den Monaten und Jahren, in denen sich Verwaltung und Politik mit dem Thema befassen, dass diese Frage gestellt – und womöglich sogar diskutiert und beantwortet würde. Sie lautet:

Strategieberater Edgar Wilkening

Edgar Wilkening lebt in Minden an der Weser. Bundesweit für Unternehmen und Organisationen im Bereich Strategie & Kreation tätig.

Schreiben Sie Edgar Wilkening eine E-Mail: ew@strategieundplanung.de

Ist das Rampenloch ein gewöhnlicher Ort – oder ist es ein außergewöhnlicher Ort?

 

Klingt simpel? Ist es auch. Fast zu simpel. Und da wird’s dann kompliziert.

Denn diese Frage ist so klar, so präzise, so eindeutig, so unmissverständlich. Und damit so fordernd, dass sie niemals gestellt und darum auch niemals beantwortet wurde. Nicht von der Verwaltung, nicht von der Politik, nicht von Medien …

Halt! In den sozialen Medien, auf Facebook, Twitter, Instagram, ja, dort ist die Frage von vielen, vielen Bürgern der Stadt immer wieder eindeutig beantwortet worden (wie man zum Beispiel hier in diesem Check eines MT-Feeds auf Facebook nachlesen kann).

Aber ausgerechnet von jenen Menschen, die als Repräsentanten der Bürger über die Zukunft des Areals entscheiden sollen, von genau denen habe ich nie eine Antwort auf diese Frage gelesen oder gehört.

Warum eigentlich? Warum geben Politik und Verwaltung keine Antwort auf eine so simple Frage?

Antwort: Weil man sich dann nicht mehr verstecken könnte. Denn so klar, so präzise, so eindeutig, so unmissverständlich wie die Frage ist, so klar, so präzise, so eindeutig, so unmissverständlich sind auch die beiden Antwort-Optionen:

Ja, das Rampenloch ist ein ganz gewöhnlicher Ort. Oder: Ja, das Rampenloch ist ein außergewöhnlicher Ort.

Je nachdem, für welche der zwei Antwortmöglichkeiten man sich entscheidet, ergeben sich daraus unterschiedliche Konsequenzen.

Im ersten Fall („Das Rampenloch ist ein gewöhnlicher Ort“) folgt daraus konsequent, dass man den Ort auch gewöhnlich behandeln kann: mit gewöhnlichen Werkzeugen, gewöhnlicher Wertschätzung, gewöhnlichen Verfahren, gewöhnlichen Konzepten – hin zu gewöhnlichen Lösungen.

In vielen Neubaugebieten an den Rändern der Städte entstehen so sinnvolle und wirtschaftliche Gebäude, die dem jeweiligen Ort und Zweck sehr angemessen sind. Alles vollkommen in Ordnung.

Analog dazu gilt im zweiten Fall allerdings („Das Rampenloch ist ein außergewöhnlicher Ort“), dass man diesen Ort dann auch außergewöhnlich behandeln muss: mit außergewöhnlichen Werkzeugen, außergewöhnlicher Wertschätzung,  außergewöhnlichen Verfahren, außergewöhnlichen Konzepten – hin zu außergewöhnlichen Lösungen.

Wir beobachten das immer wieder an Orten, die für Städte eine besondere Bedeutung haben, beispielsweise die HafenCity in Hamburg, das Areal am Potsdamer Platz in Berlin … Besondere Orte verdienen besondere Beachtung. Das gilt in allen klugen Städten, großen wie kleinen.

… und in Minden? Niemand aus Politik oder Verwaltung hat die Frage oben ein einziges Mal klar und präzise beantwortet. Was daraus folgt, kann man beobachten: unklares, unpräzises, uneindeutiges Wurschteln und Rumlavieren.

In den Ausschreibungsunterlagen tauchen Worte wie außergewöhnlich, bedeutsam oder bemerkenswert kein einziges Mal auf.

Die Stadt Minden hat das Rampenloch-Areal im Zwischenerwerb erworben, damit es nicht in „falsche Hände“ gerät und damit man es sinnvoll für die Zukunft der Stadt entwickeln kann. Das würde man mit einem gewöhnlichen Ort eher nicht machen. Daraus muss man schließen: handelt sich wohl um einen besonderen Ort, einen außergewöhnlichen Ort, wenn man zu solchen Maßnahmen greift. Aha!

In den Ausschreibungsunterlagen der Stadt Minden zum Rampenloch finden sich Worte wie „außergewöhnlich“, „herausragend“, „bedeutsam“ oder „bemerkenswert“ im gesamten Text nicht ein einziges Mal. Dementsprechend gibt es auch keine Würdigung des Rampenlochs als außergewöhnlichen Ort. In den Unterlagen wird es behandelt wie ein ganz gewöhnlicher Ort. Ach so …

Auf der anderen Seite nutzt man ein sehr aufwändiges, vielstufiges Verfahren und viele politische Sitzungen über Jahre hinweg, um Entscheidungen für das Rampenloch zu finden. Schon durch den Umfang und das Ausmaß dieses Verfahrens im Vergleich zu anderen Baugebieten erfährt das Rampenloch eine Behandlung wie ein außergewöhnlicher Ort. Ah, schau an!

Andererseits hat man für das Areal einen Kriterienkatalog erstellt mit Bewertungsmaßstäben, die nur ganz und gar gewöhnliche Kriterien abfragen. Und damit zu ganz und gar gewöhnlichen Lösungen auffordern. Raum für außergewöhnliche Ansätze, für außergewöhnliche Lösungen ist in diesen Kriterien nicht vorgesehen …

Also, was denn nun?

Der Umgang der Stadt mit ihrem wertvollen Areal am Rampenloch flattert hin und her wie ein Lämmerschwanz im Frühlingswind: mal außergewöhnlich – mal ganz gewöhnlich – dann wieder außergewöhnlich – dann gewöhnlich …

Der Grund: Niemand hat die Frage da oben jemals klar gestellt – und die Stadt sie niemals klar für sich beantwortet.

Dass in einer so diffusen, ungenauen Gemengelage eine angemessene, nämlich kluge und sinnvolle Lösung für das Areal gefunden wird: mehr als unwahrscheinlich.

Wird sich irgendeines der 14 BUV-Mitglieder trauen, die wichtigste Frage ein einziges Mal klipp und klar zu stellen?

Aus diesem nebulösen Wirrwarr gibt es nur einen einzigen Weg heraus (sofern man nicht ohnehin lieber im Nebulösen bleiben möchte, weil sich’s da drin so schön mauscheln lässt):

Die Politik müsste sich ein einziges Mal nach Jahren die wichtigste Frage klipp und klar stellen: Wollen wir das Rampenloch als gewöhnlichen Ort behandeln – oder als außergewöhnlichen Ort?

Das ist eine politische Diskussion. Eine Diskussion über Werte, Selbstverständnis, Herkunft, Zukunft.

Und am Ende des Diskurses müsste eine eindeutige, klare Antwort stehen. Damit anschließend ganz konsequent die richtigen, weil passenden Handlungsweisen daraus abgeleitet werden.

Eine ganz simple Frage. Und genau deshalb unendlich kompliziert bei jeder Form von Mauschel-Machenschaften.

Ob das gelingen kann? Ausgerechnet in Minden? Der Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr am 20. März 2020 wäre ein geeigneter Ort dafür.

Um ehrlich zu sein: Ich persönlich würde keine fünf Euro darauf wetten …

Dafür gibt es zu viele Menschen im Mindener Land, die das Dasein im Nebulösen, im Vagen, im Blabla bevorzugen – und womöglich auch davon profitieren.

Konzeptvergabe ist ein erstklassiges stadtplanerisches Werkzeug

Vorausgesetzt, man setzt es richtig ein. Sonst bewirkt man glatt das Gegenteil: zum Beispiel durch ungeeignete Vergabekriterien, wie es der Stadt Minden beim historischen Rampenloch passiert ist. 

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Edgar Wilkening